Beiß nicht gleich in jeden Apfel

Wer kennt noch solche köstlichen und wohlklingenden Apfelsorten wie Champagnerrenette, Gelbe Sächsische Renette, Prinzenapfel, Roter Fuchs oder Cellini? Bedenkt man, dass in Deutschland ursprünglich etwa 2000 Apfel- und 500 Birnensorten vorhanden waren und die Streuobstwiesen das Landschaftsbild vieler Dörfer prägten, ist das heutige Sortenangebot im Handel sehr bescheiden. Trotz der vorzüglichen Qualität vieler alter Sorten und ihres Geschmacks sind sie vom Ladentisch verschwunden. Viele Streuobstbestände wurden nicht mehr gepflegt, junge Obstbäume nicht mehr angepflanzt, alte Bäume gerodet und Flächen bebaut. Streuobstwiesen sind extensiv genutzte Obstbaumbestände aus hoch- oder mittelstämmigen Gehölzen auf Grünlandflächen mit vielfältigen Kleinstrukturen wie Totholz, Baumhöhlen, Trockenmauern, Steinhaufen und Säumen. Insbesondere größere Höhlen- und strukturreiche Streuobstbestände sind Lebensraum für charakteristische Tierarten wie Feldsperling, Star, Neuntöter, Gartenrotschwanz, Grünspecht, Kleinspecht, Zauneidechse, Siebenschläfer sowie zahlreiche Insektenarten.

Um einen Beitrag zur Erhaltung der Streuobstwiesen als traditionellen Bestandteil unserer Kulturlandschaft zu leisten, bewirtschaftet der NABU RV Erzgebirge e. V. seit 1997 Streuobstwiesen im Landkreis Mittweida, in der Stadt Chemnitz und im Landkreis Chemnitzer Land. Zur Bewirtschaftung gehören Obstbaumpflanzung, Baumschnitt, Wiesenpflege, Obsternte und Obstverwertung. Aus den geernteten Äpfeln wird in der Mosterei Eichhorn in Niederbobritsch Apfelsaft hergestellt, der beim NABU gekauft werden kann. Zum Erntefest im Botanischen Garten oder dem Naturmarkt in Klaffenbach kann der vor Ort frisch gepresste Apfelsaft sowie Obst von den Streuobstwiesen gekauft werden. Der RV ist gern bereit, Anfragen zu beantworten, und wäre für Hinweise, die der Erhaltung von Streuobstbeständen dienen, dankbar.