Die Sachsen und ihre Schwalben

Drei Schwalbenarten sind in Deutschland verbreitet. Um die Uferschwalben beobachten zu können, reist man am besten auf die Insel Rügen. Dort graben jährlich bis zu 8000 Paare ihre Bruthöhlen in die Wände der Steilküste. In Sachsen finden wir heute noch die beiden anderen, häufigeren Arten, Rauch- und Mehlschwalbe. Doch ihnen geht es gegenwärtig gar nicht gut: Die Insekten-Nahrung wird von Jahr zu Jahr knapper. Sie leiden unter akuter Wohnungsnot. Sogar die Lehmpfützen, die sie dringend zu ihrem Nestbau brauchen, verschwinden mit der wachsenden Versiegelung unserer Böden. Auf ihren langen Zugwegen im Herbst nach Afrika und von dort zurück nach Sachsen sind die Schwalben heute immer größeren Gefahren ausgesetzt.

 

   Das Projekt „Schwalben willkommen“ vom NABU Sachsen, unterstützt von der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt, will das Schwalbenleben erleichtern und sicherer machen. Die Aktion ist gleichzeitig ein Dankeschön für die vielen Haus- und Stallbesitzer, die in jedem Frühjahr und Sommer alle Beschwernisse, die durch die Schwalbenbruten entstehen, großzügig ertragen: mit Vogelkot verunreinigte Fassaden, Räume und Höfe; ganztägig anhaltendes Lärmen der ausgeflogenen Jungen im Sommer; Belassen von Einflugöffnungen, wenn die Rauchschwalben in Innenräumen brüten.

 

   Lutz Röder und Hans-Jürgen Görner vom NABU-Regionalverband Erzgebirge sind derzeit unterwegs, um einigen Schwalben-„Eltern“ um und in Chemnitz mit Plakette und Urkunde für diesen speziellen Einsatz für die Natur zu danken. Auf dem Dreiseitenhof der Familie Ahnert in Wiederau beeindruckte eine Mehlschwalbenkolonie mit über 60 Nestern. „Schon als Kindergartenkind habe ich meine Gruppe zum Besuch dieser Attraktion auf unseren Hof eingeladen“ erinnert sich Zimmerermeister und Holzbauer Ahnert. „Die Kolonie ist also mindestens 50 Jahre alt, bestimmt aber noch viel älter.“

 

   Auf dem idyllisch gelegenen Bauernhof der Familie Göserich, ganz am Ende der Ortschaft Lunzenau, fühlen sich viele Tiere aller Art sehr wohl. Das haben sicher auch die Schwalben gemerkt, die dort ein Nest nach dem anderen gebaut haben. In der großen Garage, in den Ställen, am Haus und sogar im Zwinger der beiden Schäferhunde zählten die sehr freundlich aufgenommenen Besucher vom NABU insgesamt 15 Nester, in diesem Fall die der Rauchschwalben, die früher bei uns in jedem Kuh- oder Pferdestall brüteten.

 

   Es erstaunt immer wieder, wie gut sich gerade die Landbevölkerung in unserem Sachsen heute noch mit der heimatlichen Natur auskennt. Unser Dankeschön für die Entbehrungen, die sie für das Erhalten einer großen Artenvielfalt freiwillig und meist ohne Kostenerstattung auf sich nimmt!

 

( Anträge auf die NABU-Schwalben-Plakette unter  0371-3364850 , Lutz Röder )

 

Hans-Jürgen Görner

NABU – Regionalverband Erzgebirge

 

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