Frühlingswanderung Zschopauhänge bei Lichtenwalde

Der Frühling fällt aus? Trotz Schmuddelwetter, der Frühling ist nicht aufzuhalten. Es ist Zeit das aufwachende Grün der Natur zu beobachten, um nach dem „Winterschlaf“ in einen aktiveren Modus überzugehen. Seit zirka 60 Jahren ist für mich der Lichtenwalder Schlossberg die Adresse, um mich am Frühlingsaspekt des Hangwaldes zu erfreuen. Teppiche von Hohlen Lerchensporn, Frühlings-Scharbockskraut, Buschwindröschen und Gefleckter Taubnessel bilden die Bodenvegetation. Dazwischen blüht die interessante Schmarotzerpflanze Schuppenwurz und der stark giftige Aronstab. An der Zschopau sind Gänsesäger und auch an ihren Nebenbächen sind die Wasseramsel und der Eisvogel zu beobachten. Im Totholz des Waldes sind verschiedene Spechtarten, Kleiber und Hohltauben zu Hause. Im Luftraum über den Wald segeln Mäusebussard und Rotmilan. Über 60 Jahre konnte sich die Lebensgemeinschaft am Hangwald entwickeln und sie ist beispiellos in der näheren Umgebung von Chemnitz und deshalb für die Bürger von Chemnitz ein wichtiges Erholungsgebiet, auch im Zusammenhang mit dem Lichtenwalder Schlosspark. Aus diesen Gründen und anderen wurde das Gebiet 1987 als Naturschutzgebiet und nach 2000 als Bestandteil des Europäischen Schutzgebietes "Zschopautal" ausgewiesen. Erwarten müsste man auch, dass es aus forstlicher Sicht als Hangschutzwald und Erholungsgebiet ausgewiesen wurde. Bei einer Frühlingswanderung, zu der der NABU Erzgebirge eingeladen hatte, mussten die Wanderer mit Entsetzen feststellen, dass das Gebiet schwer verwüstet wurde. Überall liegen gefällte Bäume im Bestand. Astholz wurde auf Haufen in die Teppiche der Frühlingsblüher abgelagert. Am Pfad der zum Schlosspark führt wurde hangaufwärts eine 10 Meter breite Schneise geschlagen. Die Baumstämme liegen kreuz und quer über dem ehemaligen Pfad. Am schlimmsten ist jedoch, dass man begonnen hat eine 4 m breite Straße in den als Naturschutzgebiet geschützten Hangwald hinein zu treiben. Das Erdreich wurde über einen halben Meter abgetragen und dabei wurden die Wurzeln der Bäume bis an den Stamm abgeschoren. Das ganze findet zur Blütezeit der Frühlingsgeophyten und während der Brutzeit der Eulen, Hohltauben und Spechte statt. Trotz allem sollte die Verwüstung bis in den Herbst bestehen bleiben, um nicht noch größeren Schaden durch Transportarbeiten an den Hängen zu verursachen. Wer trägt die Verantwortung für die diesen Frevel frage ich und auch Bürger von Lichtenwalde und Chemnitz?

 

Leserbrief von Ulrich Schuster über unsere Exkursion an die Freie Presse

 

Fotos: Wendler, Stephan

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